Eine Ursache? Eine Wirkung?

Warum einspurige Lösungsansätze manchmal eben nicht weiterhelfen...


Eins? Zwei? Drei? Nein, VIELE!

Jetzt ist es schon wieder passiert: Ein Schublädle meines Küchenschranks klemmt. Das nervt!

Und warum? Weil er halt doch als altes Gelumpe endlich ausgetauscht gehört gegen einen neuen? Oder liegt's am Wetter? Hat die schwül-feuchte Luft das Holz verzogen? Steht eine Schraube heraus, über das ihr zugedachte Level? Oder haben sich die Hausgeister strafenden Schabernack ausgedacht? Jaja, es wär schon mal wieder Zeit zum Putzen...

Aber nein: Der Monster-Schöpflöffel, der Seelentröster-Suppe in Vorratsbehälter befördern soll, hat es gewagt, sich aus seiner genau kalkulierten Position herauszuwackeln! Der Schuft streckt frech seinen Stiel wie die Winkekatze ihren Winkearm und bremst den Lauf der Lade!

Ein wenig rütteln und schütteln, reingreifen und reponieren. Ursache samt Wirkung gefunden. Ursache beseitigt. Problem gelöst! Basta cosí!?

Ein verführerischer Ansatz: DAS Problem definieren und DIE entsprechende Problemlösungs-Maßnahme formulieren. Ein Problem, eine Maßnahme. Das Ziel dabei ist klar, gell? Die "Krankheit" heilen. Ganz simpel und in ihrer nüchternen Eleganz einfach zu verkaufen?


Aber was ist, wenn eine Misere es wagt, einen ganzen Strauß Ursachen zu präsentieren? 


Menschen mit ihrer ganzen in die Wiege gelegten Komplexität neigen gerne dazu. Also die meisten, die ich kenne. Eigentlich alle. Irgendwie.

Ergibt sich dann eine Frage der Kategorie "Was machst du so als Heilpraktikerin gegen..." [setze ein chronisches, möglichst diffues Krankheitsbild nach Wahl ein, z.B. Bluthochdruck], kann ich - im Gegensatz zu manchen Kollegen - fast nie eine simple Antwort präsentieren. Blöd!

"Kommt drauf an: auf deine persönlichen Voraussetzungen, deine Hintergründe und Lebensumstände, Vorerkrankungen, Medikamente etc. Da müsst' ich schon ein bissel mehr wissen, damit ich dir konkrete Vorschläge machen kann, welche DIR helfen"

mag eine gewisse Klientel halt gar nicht hören. Zu persönlich. Zu kompliziert. Zu schwierig?

"Therapie XY! Methode Z! Medikament Soundso!"

wäre in diesen Fällen besser für's Geschäft.

Deckt sich aber halt gar nicht mit meiner Sicht der Welt und des Lebens und überhaupts. Dass die Welt kompliziert ist, gibt inzwischen sogar ein Seehofer zu.

Es heißt ja auch in gewissen Kreisen "Mensch zu sein wird immer komplizierter. Es wird Zeit, Einhorn zu sein."

Ist das wirklich die Lösung? Ich sehe da doch so manches Problem, zum Beispiel beim Autofahren oder Schuhe kaufen...

Die Bredouille, eben kein Patentrezept liefern zu können, beschreibt Bloggerkollege Gerhard Riedl tangobezogen. Gugschduda: http://milongafuehrer.blogspot.de/2018/05/liebes-tagebuch-50.html

Und umgekehrt: Bei "Nach welcher Methode arbeitest du?" könnte man mit Paul Watzlawick kontern: "Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel."

Recht hat er! Ein schatzkistiger Werkzeugkoffer eröffnet weitaus mehr Möglichkeiten - vor allem langfristige und nachhaltige Wege fort vom Dilemma. Das dauert seine Zeit. Aber mit dem Problembau bist ja auch nicht erst seit gestern beschäftigt. Viele Komponenten - interne und externe - waren dazu nötig. Die mögen, wenn's geht, eine nach der anderen bearbeitet werden.

Dafür hast du das Problem mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann in Griff und kommst (ggf. mit minimal-heilpraktischer Unterstützung) selber damit klar. In einigen Fällen stehen die Chancen wirklich gut, dass du die Schwierigkeiten komplett los wirst.

Wir Menschen sind halt keine Schubladen, in denen sich Schöpfkellen verklemmen. Selbst wenn sich ein Gelenk "verklemmt", hat das mehr als einen Grund: Du benutzt selbiges im Ganzkörperverbund, das geht gar nicht anders. Auch wenn du die Stelle operieren lässt, aber nichts an den Grundvoraussetzungen änderst, wird sich DAS PROBLEM wieder manifestieren.

Drum muss meine Schöpfkelle umziehen. Grundvoraussetzungen ändern. Raus aus dem Schublädle, das sie höchstwahrscheinlich bald wieder sperren würde. Und sicherheitshalber stelle ich den Hausgeistern noch ein Stückerl Kuchen hin...

Herzliche Grüße,
Manuela


Kostenloser Newsletter

Trage deine E-Mail ein und erhalte Blogbriefe mit inspirierenden Ideen und Geschichten zu Heilkunst, Pflege und Tango.

Noch keine Kommentare vorhanden

Was denkst du?

Ich freue mich über Gespräche mit echten Menschen, die auch einen Vor- und sogar Nachnamen haben.  Anonyme oder pseudomyme Kommentare werde ich nicht mehr veröffentlichen - ebenso Beiträge, die persönliche Herabsetzungen oder gar Beleidigungen enthalten.
© 2022 Manuela Bößel * tangofish